
Ehrenhausen an der Weinstraße
Die wilde Hitz- Von der Pest und anderen Sorgen
Es begann mit hohem Fieber und großem Durst. Waren diese Anzeichen einmal gegeben, konnte einen fast niemand mehr retten, denn schon bald zeigten sich schwarze Flecken auf der Haut, die rasch zu eiternden Beulen anwuchsen. Man nannte diese Seuche die wilde Hitz, mit anderen Worten: die Pest ging um. So auch im Jahr 1624 in Ehrenhausen.
Zwar machte der 30-jährige Krieg in diesem Jahr eine Atempause, dafür spielte das Wetter verrückt. Der Winter in der Steiermark war nicht gerade streng, dafür hielt er sich hartnäckig. Im Frühling wurde es rasch heiß, es gab keine Übergangszeit, Hitze und Dürre dauerten drei Monate lang an, bis Dauerregen den Herbst erfüllte. Diese Witterungsverhältnisse boten die idealen Vorraussetzungen für infektiöse Krankheiten. Die Pest grassierte in beiden Varianten, der zuvor geschilderten Beulenpest, bei der es nur geringe Überlebenschancen gab und der Lungenpest, die praktisch Todesurteil war. Am übelsten traf es 1624 den südsteirischen Ort Ehrenhausen.
Als die ersten Anzeichen der Seuche auftraten, schickte die Regierung einen Pestarzt in den Ort –den Infektionsmedikus Dr. Bottoni aus Triest. Doch dieser Arzt war zwar wegen seiner ärztlichen Kunst weithin berühmt, er galt allerdings auch als überaus skrupellos. Und diesem Ruf wurde er bald gerecht.
Bottoni verlangte unverschämt hohe Geldbeträge als Honorar, die Gemeinde klagte bald über Geldsorgen und die Untertanen wurden zu einer Sonderabgabe aufgefordert. Zuletzt kam es zu einem Prozess, da sich Ehrenhausen weigerte, für Bottonis Unterbringung im Haus des Bürgermeisters, Christoph Zueberlein, zu zahlen. Die Marktgemeinde verlor zwar; trotzdem ließ sie sich erst 1629 zur Zahlung zwingen.
Heute sind Pestsäulen in vielen Orten des Landes stumme Zeugen jener finsteren Tage. Allein im 14. Jahrhundert sind weltweit 50 Millionen Menschen an der Pest gestorben. Bis in die Neuzeit gab es immer wieder Epidemien in der Steiermark.
Info: In Ehrenhausen an der Weinstraße, einem Ort nahe der Grenze zu Slowenien, hält die S-Bahn im Stunden-Intervall. Per Bahn ist man von Graz aus in 45 Minuten dort. Ehrenhausen gilt als „Tor zur Weinstraße“.
Text: Robert Preis | www.robertpreis.com
Buchtitel: „111 schaurige Orte in der Steiermark die man gesehen haben muss!
Verlag: Emons