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Graz – Innere Stadt

Wie starb der „Bolzen-Georg“ – Ein makabrer Fund in der Grazer Burg

In den 90er Jahren beherbergte die Karlau so prominente Verbrecher wie Jack Unterweger, und Udo Proksch. Sie zählt

Im Jahr 2010 machten Bauarbeiter bei Umbauarbeiten im Bereich der Grazer Bau eine grausige Entdeckung – menschliche Knochen wurden freigelegt. Die herangezogenen Archäologen und Forensiker konnten in den folgenden Wochen die Existenz von insgesamt zehn Skeletten feststellen. Die Expertise wies darauf hin, dass es sich dabei um die Reste einer Bestattung aus dem frühen 14. Jahrhundert handeln müsse.

Man stellte relativ rasch fest, dass es sich bei den Leichen durchwegs um Männer im Alter von 20 bis 25 Jahren handelte von denen zwei ganz sicher oft geritten waren. Stutzig machte die Wissenschaftler aber, dass einer der Skelettschädel von einem Metallbolzen durchbohrt worden war, den sie knapp unter dem rechten Auge im Gehirn vorfanden.

Dieser Cold Case ist heute eine Attraktion im Archäologiemuseum des Universalmuseums Joanneum in Graz-Eggenberg. Und das Skelett hat sogar einen Namen – es wird „Bolzen-Georg“ genannt.

Nach der Isotopenanalyse des Zahnschmelzes geht man heute davon aus, dass es sich um einen etwa 50-jährigen Mann handelte, der die letzten Jahre zwar in Graz lebte, hier aber nicht aufgewachsen war. Zu Tode gekommen war er wohl in einem Zweikampf, ein Kampf, der nach Ansicht Meinung der Forscher folgendermaßen abgelaufen sein musste: Sein Gegner attackiert ihn mit einer gabelartigen Waffe und sticht zunächst auf das Gesicht ein. „Bolzen-Georg“ beugt sich schmerzverzerrt nach vorne, eine Zinke der Waffe bricht ab. Der Gegner sticht noch einmal zu und durchbohrt das Stirnbein. Die Folge ist eine tödliche Hirnblutung.

Noch ein Detail konnte übrigens analysiert werden: alle anderen Skelette wiesen einen Mangel an Vitamin C und Eisen auf, was darauf schließen lässt, dass sie Opfer einer Epidemie wurden, etwa Grippe, Typhus oder Mumps.

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Info: Die Burg liegt in der Altstadt von Graz am Ende der Sporgasse. Sie wurde ab 1438 gebaut und mit einem verdeckten Gang mit der Festung am Schlossberg verbunden. Ab 1564 war sie Sitz der innerösterreichischen Herzöge, seit 1922 ist sie Sitz des steirischen Landeshauptmannes.

Text: Robert Preis | www.robertpreis.com

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