12/2021 – Interview mit Alex Beer

Alex Beer beim Fine Crime Festival 2021
Alex Beer beim Fine Crime Festival 2021 Copyright www.nikischreinlechner.at

Liebe Daniela. Du bist die aktuelle Preisträgerin des Fine Crime Awards. Wie hat das Dein Leben verändert?

Nein, ernsthafte Frage. Leser kennen Dich als Schreiberin packender History-Thriller. Bei Deinen Lesungen wird auch schnell klar, dass Du das mit Leib und Seele machst. Gibt es ein Schlüsselerlebnis, warum Du Dich auf dieses Thema spezialisiert hast?

An ein konkretes Schlüsselereignis kann ich mich nicht erinnern. Bereits als Kind war ich von spannenden Geschichten fasziniert, die in der Vergangenheit spielen. Während meine Freund:innen Geschichten über Pferde, Ferienlager etc. gelesen haben, handelten meine Lieblingsbücher von Rittern, Attila und seinen wilden Hunnen, von Odysseus Irrfahrten und Heinrich Schliemanns Ausgrabungen …

Du schreibst als Alex Beer. Hat das einen bestimmten Grund?

Bei meinen ersten Büchern, die ich unter meinem bürgerlichen Namen veröffentlicht habe, handelte es sich um so genanntes “cosy crime”. Die Krimis um August Emmerich und Isaak Rubinstein sind da ganz anders geworden. Düsterer, kälter und härter. Es war mir sehr wichtig, dass durch einen etablierten Namen keine falsche Erwartungshaltung geschürt wird, weswegen ich mich entschieden haben, unter Pseudonym zu veröffentlichen.

Wie bist Du auf den Namen gekommen?

Abgesehen davon, dass der Name kurz und einfach zu merken ist, habe ich Alex Beer gewählt, weil ich den Namen für eine Art weiße Leinwand hielt. Alex Beer kann theoretisch alles sein: Frau/Mann, alt/jung, national/international …

Ehrlich: Reden Dich mittlerweile nicht schon mehr Leute mit Alex an?

Ja, das tun sie. Manche, weil sie nicht wissen, dass Alex ein Pseudonym ist, andere weil ihnen Alex besser gefällt als Daniela (O-Ton Fan: „Sie sehen mehr aus wie eine Alex als eine Daniela, darum sage ich weiter Alex zu Ihnen.“)

Zurück zum Award. Die Fine Crime Jury war ja nicht die einzige, die Dich preiswürdig findet – Du bist ja mittlerweile schon vielfach ausgezeichnete Autorin. Ändert das etwas an Deinem Schreibstil bzw. steigert das den Erwartungsdruck? Wie wichtig sind Preise in der Literatur eigentlich?

Ich finde Preise (und auch Nominierungen) sehr wichtig. Sie signalisieren, dass man auf dem richtigen Weg ist, und sie schaffen Aufmerksamkeit. Den Druck steigern sie bei mir nicht – der ist immer da.

Was mich bei allen Autoren interessiert. Wie sind bei Dir die Umstände des Schreibens? Wann schreibst Du? Wo schreibst Du? Wie sieht Dein Schreibplatz aus?

Wo und Wie: Momentan schreibe ich viel daheim und lebe dort das Prinzip „kreatives Chaos“ voll aus. Ich habe einen großen Schreibtisch, der übersät ist mit Büchern, Stiften, Zetteln, Magazinen, Karten und Notizbüchern. Dazwischen stehen Teetassen, Weingläser, Nagellack, Desinfektionsmittel … In den Hochphasen der Recherchetätigkeit, verlagere ich den Arbeitsschwerpunkt dann meistens in die Nationalbibliothek (dort natürlich um einiges ordentlicher).

Wann: Am kreativsten bin ich nachmittags und abends, in der Früh erledige ich darum meistens den Bürokram (Steuer, E-Mails, Buchhaltung, Reiseplanung …)

Ich will ja nicht direkt und plump nach Hobbys fragen. Also so: Gibt es für Dich auch ein Leben abseits der Schriftstellerei? Verrätst Du uns davon?

Schreiben ist nicht nur mein Beruf, sondern auch mein Hobby. Es gibt also nicht viel Zeit, in der ich mich nicht damit beschäftige (neben dem eigentlichen Schreiben fallen ja noch viele andere Dinge an, die zu erledigen sind: Ich halte viele Lesungen und Signierstunden im In- und Ausland ab – da gehen viele Stunden für die Reiseplanung drauf. Zusätzlich habe ich Fototermine zu absolvieren, Preisverleihungen, Jurytätigkeiten, Interviewfragen beantworten 😉 …) So richtig „außer Dienst“ ist man in dem Beruf nie. Auch wenn ich offiziell nicht arbeite, läuft das Hirn ja trotzdem – ich habe oft gute Ideen unter der Dusche oder in der U-Bahn …

Gibt es ein Schreibprojekt, das bei Dir in der Schublade liegt – und dort auch wohl noch eine Weile bleiben wird?

Eines? In meinen Schubladen liegen zig Projekte in verschiedenen Entwicklungsstufen. Vom ersten Gedanken bis zum voll ausgereiften Plot. Vom Spionage-Thriller, über einen Wikinger-Abenteuerroman, bis hin zu Jugendromanen und Liebesgeschichten ist alles dabei.

Du wirst ja auch 2022 in Graz beim Fine Crime sein. Arbeitest Du gerade an einem neuen Buch? Verrätst Du ein bisschen darüber?

Wirst Du es beim Fine Crime in Graz vorstellen?

Ich arbeite momentan an zwei neuen Büchern. Dem 6. Fall für Emmerich und einer ganz neuen Reihe, die in Berlin, im Jahr 1878 spielen wird. Bis zum Fine Crime im Frühjahr werden die beiden aber wahrscheinlich nicht fertig sein, weswegen ich „Der letzte Tod“ mitbringen werde.

Und … welche Frage würdest Du eigentlich gerne beantworten? Und wie lautet die Antwort? 🙂

Ich liebe Fragen wie: „Dürfen wir Ihnen für diesen Flug ein kostenloses Upgrade anbieten?“ oder „Darf’s ein bisserl mehr sein?“ Und die Antwort lautet auf jeden Fall „Ja.“