03/2022 – Interview mit Franz Preitler

Foto: Franz Preitler

Hallo Franz. Wir freuen uns, Dich heuer beim FINE CRIME FESTIVAL begrüßen zu dürfen – Du trittst ja am 2. und 3. Juni in Mürzzuschlag, Krieglach und Graz auf. Erstmals wird es also eine Art Kooperation zwischen Krimi und Rosegger geben. Erzähl uns ein bisserl davon: Was hat es mit dem Literaturfest in der Waldheimat auf sich?

Alljährlich veranstaltet der Roseggerbund Waldheimat Krieglach gemeinsam mit der Marktgemeinde Krieglach die beliebte Roseggerwoche. Geboten wird ein buntes Programm aus Lesungen, Wanderungen, Vorträgen, Diskussionen und musikalischen Veranstaltungen, ganz im literarischen Sinne Peter Roseggers. Besonders freut es mich, dass heuer erstmals FINE Crime in die Waldheimat kommt, da wir sehr viele Krimifans haben.

Ganz aktuell kommt ja jetzt Dein neuer Krimi auf den Markt. Ein historischer Thriller rund um Rosegger. Wird er unser Bild vom Waldbauernbub ins Wanken bringen? Worum geht es da?

Im neuen Krimi geht es um wahre Begebenheiten in Form von Intrigen und Skandale bis hin zu zwei Morden in der Waldheimat im Jahre 1904. Der steirische Heimatdichter feierte damals nicht nur seinen 61. Geburtstag, sondern auch zahlreiche Ehrungen, die einen Whistleblower auf den Plan brachten, um dies kritisch zu hinterfragen. Nicht nur Roseggers Ruf, sondern auch die von ihm in seinen Werken idyllisch beschriebene Region lief damals Gefahr, dadurch ins Wanken zu geraten.

Was könnte man sich von Peter Rosegger abschauen (dann hör ich schon auf mit dem Heimatdichter)? Gibt es da überhaupt etwas?

Abgesehen von den Verkaufszahlen – seine strenge Beharrlichkeit! Sei es beim Verfassen seiner Werke oder in der unermüdlichen Kommunikation (Briefwechsel). Der Nachlass des steirischen Dichters Peter Rosegger befindet sich seit 1932 größtenteils in der Landesbibliothek. Einige brisante Briefe an seinen Freund Toni Schruf sind in meinem Krimi aufgearbeitet.

Wenn es ums Mürztal geht, um Sagen und Legenden aus der Steiermark, macht man Dir nichts vor. Andererseits bist du ein hipper Typ, wohnst in Graz und wirkst gar nicht wie ein „Heimatdichter“. Wie siehst Du Dich selbst?

Von Kind auf liebe ich Sagen und Legenden, sie haben etwas Faszinierendes und es macht mir Spaß, diese gemeinsam mit Illustrationen und Fotos aus der jeweiligen Region zu publizieren. Ich habe zwar auch schon in Mundart gedichtet und dazu Lesungen abgehalten, sehe mich jedoch auf keinen Fall als Heimatdichter. Dass ich derzeit den Roseggerbund Waldheimat Krieglach leite, geht aus der Motivation hervor, zeitgemäßes Lesen und Schreiben zu fördern. Historische Geschichten aus meiner Heimat bringe ich deshalb zu Papier, weil ich sie dem Vergessen entreißen möchte.

Das Klischee vom Schriftsteller, der die Öffentlichkeit meidet und sich kaum aus seinem Häusl wagt, trifft auf Dich jedenfalls bestimmt nicht zu. Du bist engagiert, machst viel in den Sozialen Medien, man trifft Dich auch als Zuschauer immer wieder auf Lesungen. Ist das die pure Leidenschaft oder gehört das für Dich einfach zum Job?

Ich gehöre einfach unter die Leute, bin kommunikativ und ein Organisationstalent. Ich besuche gerne Lesungen, Veranstaltungen, Buchhandlungen und Bibliotheken – das passt zu mir – die persönliche Begegnung und der Austausch sind meine große Leidenschaft.

Wenn das Buch eines Autors auf den Markt kommt, ist das nächste meist schon fast fertig. Was darf man von Dir in nächster Zeit noch erwarten?

Das trifft jetzt nicht ganz so auf mich zu, weil ich mich sehr intensiv mit der Vermarktung meines aktuellen Buches beschäftige. Jedoch habe ich trotzdem endlos viele Ideen im Kopf. In jedem Fall bleib ich dem Mürztal und einer historischen Begebenheit treu. Dieses Mal betrifft es den Ersten Weltkrieg und stellt eine interessante Herausforderung für mich dar.

Das Schreiben von Büchern ist nichts, was von heute auf morgen geschieht: Planst Du Deine Werke oder gehst Du da ganz spontan ran?

Ich plane meine Werke, recherchiere ganz genau damit alles seine Richtigkeit hat, lese sehr viel und beginne dann mit der Geschichte. Da es sich bei mir um historische Begebenheiten handelt, bin ich um einen hohen Wahrheitsgehalt bemüht.

Wo siehst Du Dich in 10, 20 Jahren als Autor?

Ui, soweit plane ich nicht in die Zukunft. Ich schreibe solange es mir Spaß macht und meinen Leserinnen und Lesern meine Geschichten gefallen. Im Gegensatz zu früher lege ich mir keinen Druck mehr auf und hab meine Erwartungshaltung reduziert.

Zum Abschluss etwas ganz anderes: Ich weiß, dass Du viel Sport machst: Deshalb die absolut unliterarische Frage nach Deinen Hobbys: Hat ein Autor überhaupt welche?

Den Sport mache ich, um fit und gesund zu bleiben. Das scheint mir wichtiger als alles andere. Ich reise enorm gerne, um über den Tellerrand hinauszusehen und sehe es als Privileg, in Österreich leben zu dürfen. In letzter Zeit habe ich meine Vorliebe für Brettspiele entdeckt, was fürs Schreiben nicht gerade förderlich ist….

Ok, doch noch ein Vorschlag: Gibt es etwas, dass Du bei dieser Gelegenheit in Bezug aufs Thema Schreiben, Krimis & Co unbedingt noch loswerden möchtest? Du könntest zum Beispiel auf Deine nächsten Lesungs-Termine verweisen 😉

Ja! Mir ist die gute Kommunikation unter uns Autoren enorm wichtig. Ich freue mich über neue Werke mir bekannter und befreundeter Autorinnen und Autoren. Als Leiter eines Literaturvereines und Herausgeber dessen Vereinszeitung macht es mir Freude, darüber zu berichten und meine Kolleginnen und Kollegen zu Lesungen in die Waldheimat einzuladen. Ein harmonisches Zusammenarbeiten mit Verlagen, Buchhandlungen und der Presse ist für mich ebenso wichtig. Wie fast allen von uns fehlt mir derzeit die Möglichkeit der Begegnung und so freue ich mich auf bevorstehende Lesungen, seien es die von Anderen oder meine eigenen.